In zwei Novellen nimmt Jürgen Schwab den Leser mit auf eine literarische Reise in den Odenwald und nach Franken. Vor der Kulisse der historischen Mildenburg begegnen wir Menschen aus den unteren Bereichen der Gesellschaft und von den politischen Rändern der Republik. Wir erleben Protagonisten, die ihre privaten und politischen Kleinkriege ausfechten: die Kämpfe mit sich selbst, mit ihrer Umgebung und mit der Gesellschaft, in der sie leben, die sie aber im Grunde verachten – und von der sie verachtet werden.
Die Charaktere, die sich in den Gesprächskreisen von Schwabs Hauptfigur Klaus Schindler zusammenfinden, könnten aus einem Gemälde von Edward Hopper stammen: sie sind melancholisch, verträumt und voller zerplatzter Hoffnungen, die trotz allem nie ganz aufgegeben werden.
Schwabs bisher persönlichstes Buch!
Die Solidarität des Tormanns
Klaus Schindler ist der Michael Kohlhaas unserer Zeit. Anders als der Brandenburger Aufständische führt Schindler keinen bewaffneten Haufen an; vielmehr führt unser Protagonist seine politischen und privaten Kleinkriege mit seinem Mundwerk, mit seiner Tastatur, und hin und wieder fliegen auch die Fäuste.
Schindler führt seine Kämpfe im Odenwald und in Franken. Als junger deutscher Nationalist opponiert er gegen die Obrigkeit. Gegen die Obrigkeit der BRD, der unser Protagonist Nationsvergessenheit, Feigheit und Volksverrat vorwirft. Der Erzähler zeigt uns Schindlers Kämpfe von den 1980er Jahren bis in die frühen 2000er.
Johann Wolfgang von Goethe schrieb an Eckermann, „(...) denn was ist eine Novelle anders als eine sich ereignete unerhörte Begebenheit (…).“ - Die „unerhörte Begebenheit“, in die Schindler verwickelt wird, in die er sich selbst verwickelt, ist die verbale Auseinandersetzung mit einem jüdischen Mitschüler, die am Gymnasium und in der Kreisstadt Miltenberg am Main in einen „antisemitischen“ Skandal mündet. Die Novelle ist ein Lehrstück dafür, wie deutsche Nationalisten das deutsch-jüdische Problem nicht angehen sollten.
Randexistenzen
Die Gesellschaft von unten und an den Rändern sind die Themen dieser neuen Erzählung von Jürgen Schwab. Während in den Telenovelas und in den Seifenopern die Darsteller zumeist der Mittel- und Oberschicht angehören, wie selbstverständlich Karriere machen wollen, deshalb unbedingt in die Mitte der Gesellschaft streben, bietet uns die vorliegende Novelle einen konträren Einblick. Es geht um die Gesellschaft von unten und an den politischen Rändern.
Zwei Protagonisten, die lose befreundet sind, versuchen auf unterschiedliche Weise, die Frage nach dem Sinn des Lebens zu beantworten. Während Harald, Mitglied der Linkspartei, in einem Sumpf von Alkohol, Drogen und Depressionen zu versinken droht, tritt Klaus, der Nationalist, mit seinem „Nationalen Gesprächskreis“ auf der Stelle. Die Nürnberger Querfront scheitert an allzu Persönlichem.
Alles wirkt harmlos, bis es auch hier wieder zu einer „unerhörten Begebenheit“ kommt: Harald soll einen Angriff auf den Chefredakteur der Nürnberger Presse begangen haben.
Zum Autor:
Jürgen Schwab, geboren 1967 in Miltenberg/Main, gelernter Büro¬kaufmann, Diplom-Germanist und parteiloser Publizist, studierte deutsche Sprach- und Literaturwissenschaft, Kommunikations- und Politikwissenschaft an der Universität Bamberg.
Aus seiner Feder stammen die Bücher: „Die Meinungsdiktatur – wie ‚demokratische’ Zensoren die Freiheit beschneiden“ (Coburg 1997), „Deutsche Bau¬steine – Grundlagen nationaler Politik“ (Stuttgart 1999), „Volksstaat statt Weltherrschaft“ (Tübingen 2002), „Die Westliche Wertegemein¬schaft“ (Tübingen 2007), „Angriff der neuen Linken – Herausforde-rung für die nationale Rechte“ (Tübingen 2009), „Die Manipulation des Völkerrechts – wie die ‚Westliche Wertegemeinschaft? mit Völ¬kermordvorwürfen Imperialismus betreibt“ (Mengerskirchen 2011) sowie „Flucht in die Menschheit. Der Schriftsteller Jakob Wasser-mann und der Typus des nichtjüdischen Juden“ (Neustadt an der Orla 2020).
Er ist Mitherausgeber von „1848 – Erbe und Auftrag“ (Graz 1998). Schwab ist Mitinitiator der Bildungsinitiative „Deutsche Akademie“ (DA) und des Netzwerkes „Sache des Volkes“ (SdV).
Zuletzt erschien von Schwab im Sturmzeichen-Verlag das Sachbuch „Zukunft Deutsch. Möglichkeiten nationaler Politik im 21. Jahrhundert“ (2021).
Jürgen Schwab - Fränkische Novellen. Sturmzeichen-Verlag, Dortmund 2022, 252 Seiten, Festeinband, 20,00 €.
Diesen Artikel haben wir am 18.03.2022 in unseren Katalog aufgenommen.